(22.-29.April) in Süd-Afrika mit RAF-Andreas und Froschfresser-Thomas
Abzureißen waren auf 8 Etappen in 8 Tagen insgesamt 921 Kilometer
und 16.605 Höhenmeter.
Zum Startort in Knysna sind wir unabhängig voneinander angereist.
Ich hab´s dann doch noch rechtzeitig geschafft, musste mich
in Kapstadt noch schnell Trickbetrügern erwähren, während Andreas
schon mal Rennluft in Knysna, dem 1. Etappenstartort, geschnuppert
hat.
Am Freitag (21.April), dem Tag vor Rennbeginn, konnten wir schon
mal die ungefähren Ausmaße dieses organisatorisch perfekt geplanten
Etappenrennens erahnen. Es war der Tag des Radkofferabgebens.
Gleichzeitig haben wir auch unsere Gehirne mit abgegeben. Diese
sollten wir nun nicht mehr benötigen.
Stage 1 (Samstag, der 22.April)
124 km
2.800 hm
Unser Wecker geht um 5:30 Uhr. Zu früh, um gerne aufzustehen.
Es hatte die ganze Nacht geregnet und hört auch nicht auf, als
wir uns um 6:15 Uhr in Richtung Start begeben.
Andreas hellwach und Thomas schläft noch.
Nach einer Neutralisation von 5 km geht das Rennen los. Wir
beschließen, uns vom Renntempo nicht verleiten zu lassen, und
gehen die ganze Sache gemütlich an.
Insgesamt sehr welliges Profil, keine langen Anstiege, aber
verflucht matschig. Bei Kilometer 30 hat Andreas die hinteren
und eigentlich nagelneuen Bremsbeläge runter - nun wird mit
Stahl auf Stahl gebremst. Bei mir macht sich das ab Kilometer
50 bemerkbar. Am Ziel stellen wir dann fest, dass nicht nur
die Beläge, sondern auch die Träger komplett runter sind.
Dennoch haben wir es bei den Downhills ordentlich krachen lassen.
90 Kilometer ohne wirkliche Bremswirkung lassen einen zu neuen
Techniken greifen. Wir sind übrigens nicht die einzigen mit
solchen Defekten. Wir haben beide noch nie einen Marathon mit
derart vielen Pannen gesehen, wie hier bei der ersten Etappe.
Einige Aspiranten fahren gänzlich ohne Bremse, den Fuß einfach
hinten vor die Sitzstreben geklemmt und die Pusche, bzw. den
Schuh weggebremst.
Ab diesem Schild kam der Hammermann und hat voll getroffen
Mich holt 500 Meter vor dem Ziel der Hammermann ein und trifft
mich vernichtend. Wollte eigentlich vom Rad steigen. Andreas
zieht mich dann aber die letzten Meter ins Ziel. Ja, der Andreas
hatte vorgesorgt, einfach mal 35 halbe Orangen an der letzten
Verpflegungsstelle weggelutscht. Das hat zwar recht lange gedauert,
aber anscheinend auch geholfen.
Sind sehr gespannt, wie es morgen weiter geht.
Andreas hat sein Trikot gewaschen!!!
Stage 2 (Sonntag der 23.April)
116 km
2.020 hm
Das Signalhorn um 5:00 Uhr habe ich verpennt, gab es überhaupt
eines? Andreas weckt mich fürsorglich um 5:30 Uhr. Wie herrlich
nass das in Afrika nachts werden kann, einfach schön. Alle Klamotten
feucht. Die 1 1/2 Stunden, bis zum 7:00 Uhr "im Startblock stehen",
vergehen rasant; Frühstück fassen, anziehen, Tasche packen und
abgeben, Bike holen, PENG und 7:15 Uhr der Startschuss.
Ich habe vergessen, mein Trikot zu waschen
Das Wetter ist heute deutlich trockener. Zwar nicht als warm
zu bezeichnen, aber annehmbar.
Dass aus meiner Fatty mit Luftfederung eine Fatty ohne Federung
geworden ist, nehme ich erst einmal so hin. Vorne noch mal 7cm
weiter runter...das macht windschnittiger und spannt den großen
Oberschenkelmuskel noch mehr vor, welch ein Vorteil. Und ich
habe tatsächlich ordentlich Bums in den Beinen und verliere
Andreas bei einer missverständlichen Absprache durch übertriebenes
Rumballern...ich dachte, Andreas wäre vor mir und versuchte
ihn einzuholen. In Wirklichkeit fährt er hinter mir und denkt,
ich will ihn mit dem Tempo verarschen....wir wollten doch zusammenfahren(?).
Aufgrund meiner Unvorsichtigkeit und Mangels Federung in der
Forke, hole ich mir auch gleich in einer steinigen Abfahrt einen
kolossalen Platten, bei dem ich mir fast die Felge zerballer.
Aber ein Glück, die Pusche hält noch auf der Felge. Hier hätte
uns nun beinahe schon das AUS gedroht, 80 Kilometer vor dem
Ziel mit der Cut-Off-Time um 17:15 Uhr. Das schaffen auch Svenny,
Jörn und Co. nicht mehr zu Fuß ;-)
Zur Abkühlung gibt es drei Bachdurchfahrten, zum Teil muss man
hier Knietief durchwaten. Unsere Schuhe werden wohl erst wieder
in Deutschland trocken.
Ja, wer klettert denn da aus dem Fluss?
Gespickt ist das Ganze noch mit einigen Trage/Schiebepassagen.
Mit dem 7. Platten rollen wir beide leicht entnervt ins Ziel.
Und siehe da, das Fahrer-Camp steht wieder wie eine Eins. PERFEKT
Fein aufgebaut! Danke
Morgen stehen 130 Kilometer mit irgendwas um die 1600 hm an
- Genaueres interessiert ohnehin nicht mehr.
Stage 3 (Montag der 24.April, der schnelle
Tag)
122 km
1.800 hm
Und wieder 5:30 die gleiche sch..ss Prozedur....
Heute viel Offroad-Piste, viel Geschwindigkeit mit Kreiselgedöns
in größeren Gruppen. Am Anfang nervt der erste Platten bei mir
nach nur 5 Kilometern. Somit sind wir die letzten im Feld.
Bei Andreas macht sich das linke Knie mit Schmerzen bemerkbar,
ein klein wenig Tape und Schmerztabletten könnten helfen, tun
es aber nicht. Das ist nur fair so ;-) , denn bei mir schmerzen
die Unterarme von der NoFunction-Federgabel. Der Schmerz soll
ja gerecht verteilt werden. Ich weiß auch immer, wo sich Andreas
befindet, der eine oder andere plötzliche Schrei, hervorgerufen
durch stechenden Schmerz, lässt seinen Standort erahnen. Umgekehrt
kann mich Andreas an meinen lauten Flüchen orten, wenn die Piste
mal wieder Waschbretter bietet, bzw. wenn es bergab über Wurzel
und Stein geht.
Nur 2 platte Reifen bei mir mildern die körperlichen Quälereien
ein klein wenig. ICH WILL TROTZDEM UST!!!
Und TARAA! Wieder das komplette Camp im Ziel aufgebaut. Und
wieder das doch recht gute Essen ohne eine Würdigung wie eine
Maschine reingestopft, selbst 2 Teller können da zu wenig sein.
Und Klamotten werden sowieso nicht trocken.
Die Sonne verkrümelt sich um 17:30......TSCHÜÜSS
Stage 4 (Dienstag der 25.April)
130 km
2.100 hm
Ohne Panne schaffen wir es dieses Mal bis ins Ziel. Die Streckenführung
ist wieder einmal als wellig zu bezeichnen. Lange Anstiege gibt
es hier leider keine (gut für Thomas). Diese kleinen Wellen
machen einfach mürbe (nicht den Thomas, der liebt das).
Andreas´ Knie schmerzen, in den Beinen steht die Milch bis zu
den Hüften, der A.... Ist wund. Aber wenn man glaubt, es gehe
einem scheiße, dann muss man nur mal ins Sanitätszelt schauen.
Cola-Wettsaufen am Verpflegungsstand
Heute gibt es mehrere Off-Road Strecken - die einfach auch als
off road zu bezeichnen sind. Das hat Andreas´ Handgelenke mächtig
in Mitleidenschaft gezogen. Ich, der Thomas, habe keine Handgelenke
mehr, Starrgabel sei´s gedankt.
Andreas verfehlt mit dem Vorderrad knapp seine erste Spring-Schlange.
Und wie sollte es anders sein? Das Camp steht, das Essen wird
gestopft, und wieder um 21:00 Uhr eingeschlafen. RÜLPS, SCHNARCH,
TRALALA
Stage 5 (Mittwoch der 26.April)
114 km
1.500 hm
Ich kann mich an keine Panne erinnern und auch sonst an nix.
Hirn hatten wir ja auch abgegeben und damit ja auch den gesamten
Kurzzeitspeicher und sowieso ist ein Tag in Afrika wie jeder
andere ;-)
Die Strecke ist ganz nach Thomas´ Geschmack. Auf den flachen
Passagen fliegt er nur so über die staubige Piste. Andreas schön
geduckt im Windschatten kann die Geschwindigkeit kaum halten.
Die Beine brennen. Die Gruppe wird immer größer und Thomas geniest
es, die Meute zu führen. Piraten auf dem Siegeszug.
Attacke!!!
Und Andreas entspannt hinterher
Stage 6 (Donnerstag der 27.April)
116 km
2.000 hm
Nur noch nebulöse Erinnerungen, Lange sonnige Anstiege und einen
traumhaften Downhill runter zum Meer, herrlich. Herrlich aber
nur für die, die eine gute Federung besitzen.
Grün, grün, grün
Einer der schönsten Etappenorte
Stage 7 (Freitag der 28.April)
145 km
2.900 hm
The Monster-Day, der angekündigte härteste Etappen-Tag in der
Cape-Epic-Geschichte.
Die ersten 50km sind wie immer, wellig, mit kleineren Anstiegen.
Die Temperatur steigt und steigt. Ab Kilometer 60 dann bei über
30 Grad eine 12 Kilometer Anfahrt zum höchsten Punkt dieses
Jahres. Der Geröllweg ist nur teilweise fahrbar. Hier zieht
es Thomas so richtig die Socken aus. Heute ist sein schwärzester
Tag. Beim letzten längeren Asphaltanstieg komme ich selten in
den 2stelligen Geschwindigkeitsbereich.
In der Mitte des Bildes sind die Aschereste von Thomas nur
vage zu erahnen
Andreas hingegen ist bestens drauf, das ist sein Terrain, er
kann kaum begreifen, warum ich so schleiche. Schlussendlich
kommen wir in einer akzeptablen Zeit ins Ziel.
Wer will da an mein Essen?
Andreas ruht ganz in sich selbst und geht die Taktik für
den letzten Tag durch
Diesen Abend trauen wir uns ein Light-Bier zu.....TORKEL
Stage 8 (Samstag der 29.April)
67 km
1.700 hm
Endlich ausschlafen, es geht erst um 8:30 Uhr los!!!
Der fahrtechnisch schönste Tag. Jetzt wird endlich mal Mountain-gebiked.
Viele Singletrails, die WeltCup DH-Strecke von 1997 dazwischen,
Weinberge hoch und runter. Einzig die Tagesfahrer, welche unter
das Starterfeld gemischt wurden, nerven in den technischen Passagen,
sie fallen um wie Fallobst, sobald der erste Kieselstein droht,
und können unsere Hatz auch so überhaupt gar nicht nachvollziehen.
Mir hat es in den Abfahrten wieder einmal die Unterarme gebrochen,
Andreas wird wohl hoffentlich Spaß gehabt haben, oder?
Das war das längste und härteste MTB-Etappenrennen der Welt?
HÄH?
So, nun ist der dicke Drops auch gelutscht, wir haben mit dem
149. Platz und einer Zeit knapp über 60 Stunden gefinished.
Die Sieger (Christoph Sauser und Silvio Bundi aus der Schweiz)
würden in der Zeit die Strecke wieder zurückfahren, welch Tiere!!!
Auf Auf, PACKEN
Ursprünglich sind ca. 300 Teams in der Männerwertung auf die
Strecke gegangen. Auch wenn knapp, wir haben überlebt. Nun heißt
es Wundpflege. Was kommt als Nächstes?
PROST
Nachtrag von Thomas:
Und was bemerke ich ein paar Tage später, als ich mein Bike
wieder auspacke und vom Transportständer nehme?
Ein kolossaler Rahmenbruch an der Sitz- und Kettenstrebe. Das
Ding wurde nur vom Hinterrad zusammengehalten. Ein Glück ist
es ein Kanonental mit LifeTime-Garantie und ich der Erstbesitzer....HAPUH
Gruß von Andreas und Thomas
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