Nachdem ich am vorherigen Wochenende von einem ungewollten Besuch
von #2 meiner Winterserie abgehalten wurde, habe ich mich das
vergangene Wochenende einer für mich bis dato (fast) härtesten
Herausforderungen gestellt.
Einzig die SSP-Weltmeisterschaft 2004 wäre vergleichbar.
Es war Zeit für den internationalen Extrem-Ultrata-Duathlon
F-D-F 2006. Kurz die irrsinnigen Eckdaten dieses Megaevents:
1800 Kilometer - 10 Liter - 1800 Kilometer.
Ich hatte mir tagelang die Hacken nach Co-Sponsoren abgelaufen.
Die 110 Euro Startgeld nebst 250 Euro Verpflegungspauschale
sind ja kein Pappenstiel. Glücklicherweise fand ich GermanWings
(Materialsponsor), Astra (Sportgetränkehersteller) und Bayer
HealthCare (medizinische Substrate) als würdige Unterstützer
und konnte die Sache hochmotiviert und sorgenfrei angehen.
Startag Freitag 24.11. 14:50 Uhr Mit 120 anderen Extremsportlern
hatte ich mich in Toulouse-Blagnac direkt in den Startblock
begeben. GW hatte reinrassiges Sportgerät gestellt, für alle
Starter war die Ausgangsbasis also gleich. Ich hatte geplant,
dass hohe Tempo der Spitze von Anfang an mitzugehen. Das Starttempo
sollte RICHTIG scharf werden. Von 0 auf 280kmh in weniger als
20 Sekunden. Das Gedrängel in der Führung war dementsprechend.
Ein Rempler von der Seite mit unvermeidlichen Sturz und man
hätte sich sämtliche Haut bis auf die Knochen und noch viel
weiter aufgescheuert. Nach 1 1/2km folgte dann auch gleich der
erste happige Anstieg mit 30% Steigung. Die Muskeln begannen
zu brennen. Selbst steigenden Ohrdruck konnte ich vermerken.
Nach ca. 10.500 Höhenmetern begann dann der ruhigere Abschnitt
auf dem Hochplateau. Kurz vor dem Ziel, das gesamte Fahrerfeld
war erstaunlicherweise zusammengeblieben, folgte ein berauschender
Downhill. Wieder 10.500 Höhenmeter bergab, die 560er-Scheiben
fingen an zu glühen, Fading machte sich bemerkbar. Ein letzter
Drop aus 50m Höhe auf den betonierten Spielplatz von Hamburg
Fuhlsbüttel und das erste Etappenziel war so gut wie erreicht.
Hier konnte ich mich auf den letzten 500 Metern mit einer harten
Sprint-ZuFuss-Attacke durchsetzen und strich die ersten Punkte
und das Grüne/Gelbe - Trikot ein.
Sieht unkomfortabel aus, passt aber eine Menge rein. Und EXTREMTEUER,
säuft wie ein Kamel
Aber weit gefehlt, der Mittelteil sollte baldigst folgen. Die
10Liter-Distanz, für die ich am Meisten trainiert hatte, sollte
folgen. Schlag auf Schlag. Freitag Abend, Samstag Abend, Sonntag
Abend, hier wurde bis an die Grenzen gegangen. Einige Teilnehmer
mussten vorzeitig das Rennen beenden, bzw. wurden von den begleitenden
Sportmedizinern, meist gegen ihren Willen, aus dem Rennen genommen.
Gesundheit geht vor. Bei dieser nicht enden wollenden Berg-
und Talfahrt haben mir die von Bayer gestellten Mittelchen (eines
sei hier genannt: A-S-P-I-R-I-N) durch präventive Einnahme sehr
gut geholfen. Weiterhin haben mir die Verpflegungsstellen vom
Sportgetränkehersteller A-S-T-R-A mit ihrem reichhaltigen Angebot
sehr gefallen. Solche Vielfalt sieht man selten.
Brennende Elektrolyte, Vitamin B6, flüssiges Glykogen und präventive
Ascorbinsäure in Hülle und Fülle
Mir unbekannte Mitstreiter teilten mein Leiden. Oder waren es
Fans? Gar Feinde?
Zwischenzeitlich hatte ich den einen oder anderen Hänger, konnte
mich aber weiterhin im Spitzenfeld halten. Extremsport ist halt
kein Ponyhof.
Als am Montag 11:15 Uhr die letzte Etappe, 1800km folgen sollten,
begann ich aus mir herauszutreten. Von Psychologen auch als
Dissoziation bezeichnet. Das Gefühl für Raum und Zeit ging verloren,
Schmerzen waren auch nicht mehr zu spüren. In diesem Zustand
tingelte ich zwischen den beiden Führungsgruppen, die dicht
beieinander blieben, hin und her. ABER, ganz zum Schluss profitierte
ich von einer völlig unerwarteten Superkompensation und konnte
mich vom Feld absetzen. Unter Tränen überquerte ich die Ziellinie
in Toulouse-Blagnac, hinter der ich dann auch völlig erschöpft
zusammenbrach und in einen Zustand zwischen Koma und Glückseligkeit
gefallen bin.
Momentan lecke ich meine Wunden, dieses Wochenende soll es noch
mal sportlicher werden, Aus der Reihe franz. Trainingseinheiten:
#3 Toulouse-Biraritz-Toulouse (und WEHE dem, der mich durch
unangemeldeten Besuch davon abhält!)
frogeater Thomas,
SingleSpeed Vizeweltmeister 2004
20Years-PIRATE-Party-LETZTER-AmTresen 2006
F-D-F 2006 Intercontinental-Gesamtsieger
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