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Auf umgedrehten Straßen durch das Land der Leichen

Wenn ich Langeweile und Urlaub habe, lässt sich meine Gehirnmurmel immer irgendwelchen Dummsinn einfallen. Warum nicht mal den Quatsch vom letzten Jahr wiederholen, nur dieses mal umgekehrt, also Toulouse nach Hamburg.
Und mit vollem Elan und absoluten Größenwahn für die 1750 Kilometer einfach mal 5 Tage Zielzeit anberaumt. Reichlich dämlich! Ich kann vorwegnehmen, das Ziel habe ich verfehlt.
Mit einer topografischen Karte hätte ich vielleicht auch eine nicht allzu hügelige Strecke geplant, aber NE, mal wieder tief ins Klo gegriffen. Das Rhone- und Rheintal wäre die bessere, weil flachere Wahl gewesen.

Die Einfärbung der Route passt wenigsten zum PIRATE-Tuntenteam-2006-Trikot


Also, weil einfacher, nun chronologisch:

Tag 1: Starttag, bzw. Startabend Um 21:00 Uhr geht es los mit dem 39/15er SSP. Fahre bis 5 Uhr und lege mich für 2 Stunden bei erbärmlichen 12 Grad in meinem 140Gramm Seidenschlafsack in einer Industriegegend hin. Die durch Zittern verursachten Auslenkungen meiner Extremitäten von 5cm in beide Richtungen lassen mich nur mühsam die Sachen zusammenpacken. Die ersten morgendlichen Kilometer dächte ich vom Rad zu fallen, wie ein Eiswürfel in ein metertiefes Colaglas.

Tag 2 + 3: Nun kann ich die nächsten beiden Tage gleich zusammenfassen: Angedacht war, das französische Zentralmassiv zu umfahren. Mangels sinnvoller Routenplanung darf ich mir aber die nächsten 500 Kilometer eine Hügelorgie antun, wie sie nicht schöner sein könnte. Nie flach, immer nur hoch und runter.

Superspannende Streckführung durch eine höchstaufregende Landschaft


Tag 4: Hat jetzt jemand gedacht, dass nun noch was Spannendes kommen würde? Pustekuchen. Hügel, Wälder, Felder, langgezogene Landstraßen....GÄHN In Franzosenland alle 2 km irgendein plattgefahrenes Tier am Straßenrand, welches meist aussieht, wie aus der Höhe ähnlich des Mondabstandes auf die Erde geschmissen worden zu sein. Beim nächtlichen Durchfahren dieser explodierten Fleischberge riskiere ich mir mein Rad mit Gehacktem komplett einzusauen. Das größte von mir gesichtete Tier ist ein hirntotes Wildschwein, welches in aufrechter Position die vorbeirauschenden Autos zählt. Kann das mal jemand wegräumen?
Zu der Unart, in Frankreich die Straßenbeläge zu vertauschen, muss ich hier nicht mehr berichten, oder? HALLO Franzosen!!!! Erst der Kies und dann die Fahrbahndecke, nicht umgekehrt!
Nun denn, befinde mich jetzt wenigstens auf der Höhe von Maastricht und habe deutsche Landstraßen in Aussicht.

Tag 5: Der Tag des Abbruchs Ich will abends in Hamburg ankommen, so war die Planung, und die verbliebenen Hirnareale mit Bier aus der Birne spülen. Wat iss? Dauerregen, das Bier rückt in weite Ferne, die Infektwahrscheinlichkeit erhöht sich. Ich lasse mir MEIN Bier nicht nehmen! Also hinter Münster in den Zug und ausgespannt.

Also, "nur"1500km mit ~10.000 Höhenmetern in 4,6 Tagen absolviert. Was für eine großartige Urlaubswoche! Und warum werde ich in jedem Supermarkt und jeder Tankstelle ausgelacht, bzw. von Typen angelacht?

Nächstes Mal mache ich Urlaub. Und Andreas kann sich schon mal auf P-B-P im nächsten Jahr freuen, das wird die Hölle, in der Bretagne bauen die ALLE Straßen verkehrt herum.

Thomas



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