Ich bin mir ziemlich sicher, dass fast alle die diesen Bericht
erhalten, die Qual ergehen mussten, sich von mir ununterbrochene
Monologe über mein Training für den Ironman Canada (ab hier,
IMC) anzuhören. Manche haben davon leider mehr mitgekriegt
als andere und manche mussten noch viel mehr mitmachen. Ich
glaube das nächste Mal wenn Bob sagt, "Klar Mann, wenn du
'nen Schlafplatz brauchst, kannst du 'ne Weile bei mir pennen",
wird direkt darauf folgen, "aber nur kurzfristig und so lange
du versprichst nur begrenzt in Elasthan rumzuturnen und dir
nicht die Beine zu rasieren".
In Ordnung, jetzt kann ich vom Rennen erzählen. Mensch, so
'nen Ironman mitzumachen ist echt 'ne blöde Idee. Das Schwimmen
am Anfang war ein bißchen gruselig. Der IMC hatte den bis
jetzt größten Massenstart aller Zeiten mit 2600 Leuten auf
einmal. Ich bin als einer der ersten gestartet und bin als
irgendwo-über-1000ster angekommen, was bedeutet, dass mich
ungefähr 1000 LEUTE überholt haben! Ich bin mir ziemlich sicher,
dass sie mich alle irgendwann getreten/geschubst haben. Nicht
dass ich denke, dass sich die Welt gegen mich verschworen
hat oder so. Ich bin relativ unversehrt davon gekommen, obwohl
ich zwei Tritte ins Gesicht abbekommen habe. Matt ist kurz
vor mir fertig geworden und stieg nach einer Stunde und 10
Minuten aus dem Wasser. Ich tauchte nach etwa einer Stunde
und 18 Minuten auf.
Mein Wechsel vom Schwimmen zum Fahrrad war ein bißchen langsam,
aber das war okay, da ich mir dachte, dass ein, zwei Extraminuten
insgesamt keine Rolle spielen. Ich glaube der ganze Tag verlief
unter diesem Motto. Fahrradfahren war spaßig und schmerzhaft.
Im Grunde war es ein Rundkurs mit einem kurzen hin und zurück
Abschnitt. Die ersten 48-56km waren größtenteils flach, oder
sogar ein bißchen bergab. Wir hatten Rückenwind und obwohl
ich zur Zeit nicht gemerkt habe wie stark er war, war er krass.
Die ersten 48km bin ich wahrscheinlich in ungefähr 1:20 gefahren
(d.h. viel zu schnell als dass es etwas anderes als der Wind
gewesen sein könnte). Danach kam die erste große Herausforderung,
der Richter Pass, ein Anstieg über ca. 9-11km bis zu 396hm.
Die Zuschauer waren der Wahnsinn und es war ziemlich leicht
zu vergessen, dass ich nicht Eddy Mercx bin, obwohl ich ein
paar Leute überholt habe, was spaß gemacht hat. Nach dem Anstieg
und der Abfahrt, ungefähr 56km geschwungene Hügel und ein
wenig ekligem Gegenwind (wo meine Geschwindigkeit von 37-38km/H
bei einem Pulsschlag von 145, bis zu etwa 26km/H bei einem
Pulsschlag von 160 gesunken, bzw. gestiegen ist) kam der zweite
bedeutende Anstieg des Tages. Obwohl er fast die gleiche Länge
und Höhe hatte wie der Richter Pass, kam dieser, zum Yellow
Lake, auf den Kilometern 136-144, also waren meine Beine schon
ziemlich im Arsch. Da waren die Zuschauer noch enthusistischer
als beim Richter und ich glaube sie waren der wahre Grund
weshalb ich es hoch geschafft habe, nicht meine Beine. Die
letzten 24km waren zwar downhill, aber trotzdem schwieriger
als ich sie haben wollte. Der Gegenwind war wieder krass und
was eine 72km/H Abfahrt sein sollte, erforderte ernsthaftes
treten um bei 48km/H zu bleiben: nicht wirklich der Rast den
ich mir vorgestellt hatte. Alles in allem, war es trotzdem
ein SEHR schnelles Rennen. Ich bin nach 5 Stunden und 35 Minuten
vom Rad gestiegen und Matt war ein bißchen eher fertig (5
Stunden und 24 Minuten).
Der zweite Wechsel war auch langsam, aber ich muss zugeben,
dass ich mich nicht auf den Marathon gefreut habe. Ich hatte
keine Ahnung was auf mich zukam und das war wahrscheinlich
gut so. Es life ganz locker bis Kilometer 13, als meine Knie
angefangen haben zu schmerzen. Am Ende habe ich mir immer
gesagt, dass ich bis zum nächsten Checkpoint gehen kann und
es dann noch ein bißchen weiter schaffe. Auf ungefähr Kilometer
26 habe ich Matt eingeholt, der gut geschwommen und super
gefahren war. Wir sind die nächsten 13km zusammen gelaufen/gegangen.
Ich hab' mich die ganze Zeit dafür entschuldigt, dass ich
nicht mehr laufen konnte, während Matt (der harte Schmerzen
in der Achillessehne hatte) mir immer wieder versicherte,
dass es nichts ausmachte und er selber nicht mehr viel im
Tank hatte.
Mit viel Selbstqual und Zähne beißen, rannten Matt und ich
die letzten 3,5km durch die Stadt und ins Ziel. Ich weiß nicht
wie lange wir für die Zielgerade gebraucht haben, aber es
hat sich wie eineinhalb Stunden angefühlt. Nach 12 Stunden,
16 Minuten und 18 Sekunden waren wir im Ziel.
Es ist schwer zu beschreiben wie sich das letzte bißchen angefühlt
hat, aber hier sind ein paar Fotos vom Rennen. Warnung: sie
sind schwerst geil.
Vielen Dank nochmal an alle, die uns geholfen haben und dies
alles möglich gemacht haben!
Andy