Ein Sonntag im Schlamm - Piratensympathisant on Tour oder wie
ich doch lernen musste, dass ein MTB-Rennen zu fahren doch ein
klein wenig anders ist als ich mir vorgestellt habe.
Doch fangen wir ganz einfach an, wenn der Mensch immer mal wieder
dreistellige Tourenlängen mit dem Rennrad mit zügigen Geschwindigkeiten
macht sollte ein Mountainbike Marathon für einen Radfahrer doch
kein Problem sein, und wenn man die Wahl hat zwischen 20, 40 und
60km dann ist ja wohl klar wo man mit will - den 60er.
Der einzige Vorteil dieser Entscheidung war, dass es sich in diesem
Falle auch nur um 65 Starter handelte, im Gegensatz zu den 281
beim 20er und den 199 beim 40er.
Somit war der Start dann doch entspannt, und mit dem Gedanken
dass sicher noch viele das hohe Anfangstempo nicht lange gehen
können stellte ich mich einfach mal hinten an und drehte mit frisch
gewaschenen Sachen und sauberen Schuhen gemütlich am Rad - der
erste Ärger kam mit einer Pfütze auf der Strasse, ich wollte eigentlich
nur staubig ins Ziel kommen.
Nach einigen Kilometern ging es dann doch runter von der Strasse
in die angekündigten Waldwege - eigentlich mehr eine Schlammsuhle
für Wildschweine, der anschließende Hohlweg ließ mich dann bereits
das zweite Mal vom Rad gehen, zum Glück ohne Sturz für mich und
andere - Unmutsbekundungen waren aber ob meiner unkonventionellen
Fahrweise zu hören.
Nachdem ich nur festgestellt hatte dass mein Sattel mindestens
einen halben Meter zu weit oben war für dieses Gelände, entschloss
ich mich ihn nach unten zu verstellen - Radfahrer sind zwar Besserwisser
aber lernfähig, wenn auch nur unter Schmerzen.
Nach dem Neustart fiel mir auf, in der Hektik war der Sattel zwar
in der richtigen Höhe aber nun schaute die Sattelspitze statt
nach vorn eher zum rechten Ende des Lenkers - also erneuter Halt,
wir können ja auch alles im Flug, also fix verstellen und wieder
los.
Was nun kommt ist ja auch klar, der dritte Halt war vorprogrammiert,
denn die Sattelspitze interessierte sich nun für die andere Lenkerseite.
Ein Halt mit mehr Ruhe konnte mein Sitzproblem nun endlich lösen,
aber warum nochmal konnten die anderen überall so schnell über
jede Wurzel fahren und rutschen auf den Abfahrten nicht so wie
ich hin und her? Ein Blick auf die Reifen der Mitfahrer gab mir
die Antwort, mein eher auf Stadtverkehr geeichtes MTB wurde ja
auch nach Rennradmanier ordentlich mit Luft in den Reifen versorgt,
also kein Wunder dass bei 4,5 Bar ein Fahren in der Schlammwüste
eher an einen Eiertanz erinnerte, und jedes Schlammloch den Puls
unnötig in die Höhe jagte - vor Aufregung.
Nachdem die Technik nun langsam eingestellt war, konnte es also
losgehen, aber wo waren die anderen inzwischen?
Na weit weg, war ja klar oder?
Nach zwei Schiebeeinheiten und diversen steilen Anstiegen, welche
mit meiner Gewichtssparenden 11-23 Kassette(wozu brauche ich ein
32er in der Stadt?) dann doch schon ganz schön weh taten, ging
die erste 20km Runde zu Ende .
Mit einer neuen Überraschung begann Runde 2 - genau vor mir gingen
281Starter auf der 20km Strecke ins Rennen, denn ich hatte den
Zeitplan nicht einhalten können und stecke nun in dem Pulk fest,
aber bevor man sich um Kopf und Kragen fährt kommt dann doch der
olympische Gedanke durch, heil ankommen ist doch am wichtigsten.
Die zweite Runde konnte ich nun also ganz gut in Gesellschaft
verbringen, und es gab auch Gelegenheiten mal jemanden zu überholen.
Aber ohne Überraschung ging es auch nicht ab, man sollte eben
doch im Wald den Fußgängern glauben die da am Waldrand Platz machen
zum vorbeifahren, mein "ich kann auch durch die Mitte" führte
dann zu einem weiteren Stop - inmitten eines Schlammloches - nun
war mir auch klar warum meine Spur die einzige war die diese Richtung
nahm, aber zum Glück war es nur knietief….
Die dritte Runde war da schon entspannter, ich hatte den ganzen
Weg für mich alleine, denn die anderen waren ja alle schon weg
- zum Glück kamen aber noch mehr hinter mir. Nun konnte ich mich
auch endlich mal auf Fahrer am Horizont konzentrieren welche noch
schlechter dran waren als ich und mein Ehrgeiz schaffte es auch
noch die letzten Kräfte zu mobilisieren und so konnte ich noch
5 Fahrer überholen. Die Ankunft war nur triumphal für mich - denn
ich kam gerade noch zurecht zur Siegerehrung, teilnehmen musste
ich nicht, ich war auch nicht mehr wiederzuerkennen, alles voller
Schlamm-Sommersprossen und den Rest seht Ihr selbst.
Der Start, natürlich ohne mich in der ersten Reihe
Schön in Ruhe am Ende des Feldes, stressfrei, noch ist Farbe zu
sehen
Schön wenn Platz zum fahren ist - mit Wanderer am Wegesrand
Was'n jetzt. Läuft der wirklich so schnell? Oder ist mein Rad
kaputt?
Nein das ist nicht die Banane vom Frühstück dort an der Hose,
das ist außen und ist Schlamm vom Waldweg
Konnte da nicht mal einer ein Schild hinstellen mit der Wassertiefe?
Jetzt ist es auch egal..ist ja Runde 3…jetzt gilt es nur noch
anzukommen
Irgendwie sah das Trikot am Start doch anders aus?
Tja, und andere Teilnehmer waren eben schon geduscht….
Die Schnelleren haben auch nur ein Finisher Shirt bekommen, aber
ich hab's in der Farbe passend zur Hose.
Dass die Schuhe mal weiss waren ist irgendwie noch zu erkennen,
aber wo ist die blaue Farbe von meinem Rad? Vermutlich unter der
neuen Schutzschicht…
Verpflegung war reichlich, und da alle bei der Siegerehrung waren,
konnte ich auch in Ruhe essen
Hier noch die Lösung für das Rad - wie die Wanne nach einer Stunde
aussah will wohl niemand wissen…
Was habe ich gelernt?
MTB Rennen ticken anders, obwohl es doch auch nur Fahrräder sind,
die erste Reaktion im Ziel - "nie wieder" aber jetzt beim schreiben
hat es doch irgendwie Spass gemacht, vielleicht komme ich doch
wieder, aber dann auf jeden Fall besser vorbereitet…und ich nehme
die 40Km : , aber dann mit dem Sattel in der richtigen Höhe, weniger
Luft auf den Reifen, aber sicher wieder in WEISS!
Strecke 60km, 1620 Höhenmeter, 3:43:29, Platz 54
Olaf - Piratensympathisant aus der sächsischen Hauptstadt Prost
was auch immer in der Flasche ist…. |