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Pirate
 Thyme Zones

Nanu, plötzlich bin ich wieder im Wettkampfmodus und stehe Schlange, um eine Startnummer auf Arm und Bein gestempelt zu bekommen. Was ist passiert?
Scheint fast, als hätte die verdaddelte Saison nun doch noch zu einem Triathlonstart geführt.

Richtig. Wir befinden uns in der Provence, genauer in Les-Salles-sur-Verdon, vor dem Start des ersten „Natureman Triathlon“ über die Halbdistanz 2-90-20. Aaaach, ein Halber nur, kein Problem, oder? Weit gefehlt, der Ort des Geschehens befindet sich im Naturpark Verdon, zwischen den Departements Hautes-Alpes-de-Provence und Var. Mitten in den französischen Alpen sozusagen. Gut, dass ich noch ein bisschen radgefahren bin in den letzten Wochen.  

Am Wettkampfmorgen wummert eine gewaltige Open-Air-Disco über den Lac de Ste. Croix. Die Luft ist sommerlich warm, dass Wasser aber saukalt.
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Schlechte Bedingungen, zu geringe Temperaturen haben schon in Bergen 2010 einen Asthmaanfall hervorgerufen und mich zu meiner bislang einzigen Rennaufgabe gezwungen.
Und richtig, trotz sorgfältigem Einschwimmen geht mir 500m nach dem Start die Luft weg, ich muss Brustschwimmen und gerate kurz in Panik. Anders als damals kann ich mich aber dazu zwingen, weiter zu schwimmen. Und wenn es eben 1500m Brust ist… Die Orientierung ist sehr gut, das trägt vielleicht auch zur Beruhigung bei. Die letzten 500m gehen dann wieder, die Zeit ist aber natürlich miserabel. Egal. War ja nur das Schwimmen…
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Also ab aufs Rad und frisch auf und davon. Denkste, nach kurzer Strecke zeigt der Wegweiser nach rechts, zum Anstieg nach Aiguines, dem ersten von 4 Gemeinheiten des heutigen Tages. Erstaunlicherweise tut das aber gar nicht weh, mein Training scheint doch ein wenig gefruchtet zu haben. Plötzlich nehme ich wahr, was ich am Süden immer so geschätzt habe und bei den vielen Rennen im wilden dunkeln Norden fast vergessen hatte: der Duft. In den Bergen unter mittlerweile heißer Sonne duftet es überall nach Kräutern, nach Rosmarin und vor allem nach Thymian dem Unentbehrlichen! Die Aussicht wird fantastisch und lenkt von den Mühen ab. Nach 15 km geht es, so schnell ich mich traue, bergab in Richtung Moustiers-Sainte-Marie.
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Hier wartet ein 3km langer 16%-Anstieg. Aua…
Na, der Rest ist schnell erzählt. Es geht ständig auf und ab, dazu frischt der Wind auf, es wird ganz schön unentspannt. Letztendlich stehen über 1000 Höhenmeter und ein Radsplit von um die 3:40h auf dem Tacho. Das Härteste sollte aber noch kommen.

Die Laufstrecke ist eigentlich ein Traum. Fast auf ganzer Länge im Gelände, auf kleinen Trails am Seeufer, so wünsche ich mir das. Allerdings ist der lehmige Untergrund über den Sommer zu einer betonharten, unebenen Piste zusammengebacken, mit dicken Geröllsteinen übersät. Da tut das Laufen dann aber mal richtig weh. Besonders ein fast einen halben Kilometer langes Steilstück, auf dem jeder gehen bzw. klettern muss. Die spinnen, die Gallier… So werden 20km dann ziemlich lang und der Genuss der sonst wunderschönen Strecke vergeht mir schnell. Die Füße schmerzen von den dicken Steinen und dem unregelmäßigen Untergrund, als ich das letzte Mal die steile Treppe (!) hoch ins Dorf erklimme. Na komm, ein zünftiger Endspurt ist doch wohl noch drin! Ja schon, aber so ganz entspannt hab ich dann wohl doch nicht mehr ausgesehen. Und die Zeit, ach die Zeit, reden wir nicht darüber…
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Am nächsten Tag ist aber alles wieder gut. In der Nachbetrachtung ist der Natureman ein echt tolles Rennen: herrliche Gegend, anspruchsvolle Strecke, enthusiatische Community vor Ort. Dringende Empfehlung! Aber trainieren nicht vergessen…

Daniel Flöttmann
a.k.a. 
Sgt. Silverback

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