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BIKE Trans Germany 2012...

Raus aus dem Alltag, rein ins Abenteuer
BIKE Trans Germany -  bei diesem Namen fangen unsere Augen an zu leuchten. Geländesportrad Etappenrennen sind magisch, ziehen uns immer wieder an. Kurzzeitig befindet man sich in einer anderen Welt.
Das platte Land vom Niederrhein wird gegen schneebedeckte Gipfel der Alpen ausgetauscht, Heidi's Bergwelt hat uns wieder...
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Tag eins: von Sonthofen nach Pfronten
Zusammen mit dem amtierenden Mountainbike- Marathon Weltmeister Christoph Sauser und weiteren 800 kunterbunten Menschen in hautengen Lycra- Radhosen stehen wir in Sonthofen mit unseren pinken Piraten Shirt's um kurz vor zehn Uhr im Startblock. Es kommt uns alles sehr vertraut vor. Der typische Check vor´m Start: Der Helm sitzt, Handschuhe, Isostar„Power“ Gels, Windweste – alles dabei. Der Reifendruck der Conti`s stimmt, die Connex Kette rasselt gleichmäßig über die Ritzel der elf/sechsunddreißiger Sram Kassette und der Kreislauf kommt langsam auf Touren. Das Rudel der Geländefahrer setzt sich nach dem Startschuss in Bewegung. Zwei große und viele kleine Anstiege liegen heute vor uns, um uns herum steigt der Adrenalinspiegel und Ute´s Gedanken kreisen bestimmt schon um den Kick der kommenden Schotter-Abfahrten....
Zweiundsiebzig, neun Kilometer verteilt auf 52,5 % Schotter und 2.715 Höhenmeter stehen heute im Roadbook. Nach 14 Kilometer haben wir den ersten Höhepunkt erreicht. Von der Bergstation Hornbahn geht's runter nach Bad Hindelang um dann die 600 Höhenmeter zum Höllatsberg wieder hochzukurbeln. Der Rest der Etappe besteht aus ruppigen Abfahrten, fiesen kleinen Rampen und einen herrlichen Panoramablick hinab nach Pfronten. Nach 5 Stunden 19 Minuten rollen wir Hand in Hand über die Ziellinie, geschafft!
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2. Tag: Von Pfronten nach Lermoos
Der Tag beginnt wie der gestrige. Der Wecker klingelt nur eine halbe Stunde früher. Der Frühstückstisch im Gasthof Engel ist gut gefüllt. Nach 2 gut belegten Brötchen und schlechten Kaffee geht´s Richtung Start. Ute hätte in Startblock B starten dürfen, ich „nur“ in C! Da wir bei Etappen- Rennen immer zusammen fahren, war Ute wohl die erste Frau, die freiwillig im Startblock dahinter starten möchte. Der Start rückt näher, aus den Lautsprechern dröhnt „Highway to hell“...
Heidi´s Bergwelt zeigt  sich heute von der schönsten Seite  – hohe Berge eingerahmt im königsblauen Himmel. Nach einigen Kilometern war die „getarnte“ Piratenfrau Doro vor uns. Zu dritt ging es sehr zügig durch´s Tannheimer Tal bis zum Anstieg Adlerhorst. Später dann freie Sicht auf die Zugspitze, die uns viele Kilometer begleitet hat. Im Ziel konnten wir dieses Berg- Panorama dann mit Ruhe genießen.
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Die dritte Etappe von Lermoos nach Seefeld
Irgendwie konnten wir unser Begleitfahrzeug heute nicht in der Nähe der Startaufstellung abstellen und unsere treue Seele musste weit laufen, er ist nicht so gut zu Fuß - der Startblock ist schon geöffnet. Väterchen, der in den vier Tagen mit dabei ist, ist bestens informiert und liest uns jeden Wunsch von den Lippen ab. Er wollte nicht mit dabei sein, wir haben ihn einfach mitgenommen...
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Ute steht mit mir wieder in Startblock D. In bunten Trikot's sind alle anderen schon da, empfangen uns mit einem Lächeln. Zur Begrüßung Hände schütteln und ein freundlicher Gruß in die Runde.
Die Strecke ist heute kurz und müsste uns liegen. 1.883 Hm verteilt auf an die sechzig Kilometer. Zwei Berge mit einer Höhendifferenz von jeweils  +/- sechshundert Höhenmeter auf "schönsten" Schotter und ab Kilometer 40 ein Mix aus Forst- und Wurzelwegen mit vielen vielen kurzen fiesen steilen Rampen. Für die zwei Berge haben wir 131 Minuten gebraucht und auf der flachen Abfahrt ins Gaistal wurde nicht wirklich ausgeruht, um schnell zu sein müssen wir kräftig in die Pedale treten. Dann, die letzten 20 Kilometer vor Seefeld. Die Sonne zeigte sich mal zwischen den Wolken und "unser" Revier fängt an - als wenn wir bei uns im heimischen Tüschenwald wären. Ganz viele kurze Rampen mit einer Steigung von +/- 20 %. Viele Radfahrer mit Startnummer am Lenker verzweifeln an diesen Streckenverlauf nur unser breites grinsen im Gesicht will nicht mehr verschwinden.
Auf der Ziellinie werden wir nach 3:30 Stunden vom „Stadionsprecher“ begrüßt, Platz 28. Väterchen hat es so gerade geschafft. Auch sein Weg mit dem Auto vom Start zum Ziel war lang, er war gerade mal 5 Minuten schneller in Seefeld als wir...
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Die letzte Etappe - es geht von Seefeld nach Garmisch- Partenkirchen.
Beim Frühstück fällt mir auf, wie unterschiedlich Ute und ich das Roadbook studiert haben. Ute prägt sich die steilen Abfahrten und die rote Singeltrail Linien ein. In ihrem Kopf dreht sich alles nur um den einen Kilometer Singeltrail ab Kilometer zwölf. Das Roadbook schreibt: "doch hier heißt es bereits, sich zu sammeln für den 200 Höhenmeter Natur-Downhill, die vielleicht schönste Trail-Abfahrt aller vier Tage". Ich freue mich eher auf das Schöne und behalte das Panoramakino mit der markanten Hohen Munde und der Zugspitze im Hintergrund ab Kilometer 16.
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Die Startblockaufstellung fällt regelrecht ins Wasser. Der liebe Gott ist doch kein Geländesportradfahrer, es regnet kleine Hunde. Um kurz vor 10 Uhr will auch die traditionelle Laola Welle vor dem letzten Start nicht funktionieren und wir fahren einfach nur los. Wieder sind wir am Berg sehr stark und werden nicht überholt. Dann, ab Kilometer zwölf, fädelt unser Vordermann unverzüglich in die verlockende Pfadspur ein. Was folgt ist eine Lehrstunde zum Thema "ein guter Biker braucht kein Fully". Sicher überquert dieser die ersten Naturstufen und Geröll. Mit wohldosiertem Schwung wird das Vorderrad seines Hardtail über die tückischen, schräg verlaufenden nassen Wurzeln gehoben und er gleitet sicher den Trail bergabwärts. Wir eiern eher und hören von hinten ein immer lauter werdendes "rechts, rechts"! Wir werden überholt und schwupp's steigt der "schnellere" ungewollt mit seinem ganzen Körper über den Lenker ab und findet sich neben der Ideallinie auf tiefen Boden wieder. Unser Standbein sucht nach sicheren halt und wir schieben die letzten 150 Höhenmeter den Pfad runter.
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Ab Kilometer 18 folgt eine sehr lange Abfahrt mit wenig Gefälle und wir fliegen in einer Achtergruppe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von weit über 30 km/h über große Pfützen und losem Untergrund. Nichts ist mehr trocken an unserem Körper und selbst das schalten auf den letzten Höhenmetern zum Hausberg ist kaum noch möglich, wir haben eine gefühlte einstellige Außentemperatur, es ist kalt und wir frieren. 
Unter uns dann ab Kilometer 62 Garmisch- Partenkirchen. Wir rollen nur noch Richtung Ziel runter und feiern uns still auf den letzten 12 Kilometer Bergabfahrt. Auch dieser eine Satz: "Bei einem Wettkampf gibt es nur einen, der im Ziel lacht - der Gewinner", stimmt nicht wirklich. Wir glauben nicht, das der Weltmeister Christoph Sauser, der auch diese Trans Germany gewonnen hat, sich mehr gefreut hat als wir in unseren klitsch nassen pinken Piraten Trikots. Auch wir reißen die Arme hoch und machen einen Luftsprung vor Freude als wir die Ziellinie überqueren. Platz 26 für Ute.
Wir hatten eine sehr schöne Zeit bei der BIKE Trans Germany und haben viele nette Menschen auf grobstolligen Zweirädern kennenlernen dürfen. Mit unseren Platzierungen: Ute gesamt 31 von 74 und ich auf Platz 141 von 267 sind wir mehr als zufrieden... 

Mit einem Grüß Gott vom Niederrhein
Ute und Nils
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